Leere Straßen, die Stühle in Cafés und Restaurants stehen schon seit Wochen unangetastet auf den Tischen, kalter Wind weht ins Gesicht. Bummeln gehen, das sieht in dieser Zeit ganz anders aus, als wir es gewohnt waren. Seltsam, wie die ganze Welt einfach so stillstehen kann. Und das obwohl doch eigentlich so viel passiert. Eine verzerrte Form von „Täglich grüßt das Murmeltier“ hat das gewohnte Leben überspielt.

Aufstehen, Laptop, Arbeit, Essen, Laptop, Nachrichten, Frustration, Schlafen;
Aufstehen, Laptop, neue Ma nahmen, Essen, Laptop, Lernen, Frustration, Schlafen;
Aufstehen, Laptop, Anmeldung, Warten, Hoffen, Essen, Laptop, Frustration, Schlafen.

Wochen um Wochen vergehen. Egal, was man tut, es läuft immer auf das Gleiche hinaus.

Und dann kommt die Hoffnung auf Normalität, schleicht sich ein, weckt die schlafenden Lebensgeister auf, umschmeichelt sie und lockt sie.

Endlich Freiheit? Endlich leben?

Nur um sie dann auf den harten kalten Boden der Tatsachen plumpsen zu lassen.

Isolation! Stillstand!

Ausharren und Warten beginnen von vorne. Die angeschlagenen Lebensgeister verkriechen sich wieder. Tiefer und unerreichbarer, um sich die Wunden zu lecken, die sie vom harten Aufprall davongetragen haben.

Sind wir in einer endlosen Schleife gefangen? Wird es nun ewig so weitergehen?

Einer von vielen Spaziergängen durch die noch graue Landschaft scheint auch nichts Neues zu versprechen. Die Hoffnung auf Bewegung und Fortschritt ist fast gänzlich verschwunden.

Doch es weht ein laueres Lüftchen als die Male zuvor. Ein Hauch einer Vorahnung hängt in der Luft. Tiefe Atemzüge brennen nicht mehr von der endloskalten Winterluft und wenn man genau hinsieht, kann man die ersten mutigen Knospen sehen, die, ihre zarten Blütenmäntel fest um sich gehüllt, einen ersten Blick in die noch schlafende Welt werfen.

Der Frühling kommt und mit ihm die Pflanzen und Insekten, die der scheinbar toten Welt wieder Leben einhauchen. Die Erde dreht sich weiter, nur das Treiben der Menschen ist in diesen Zeiten langsamer geworden. Was sich wie ein niemals endendes Verharren und Stehen anfühlt, ist nur eine Pause der ungewöhnlichen Art.
Nach jedem Stillstand muss unweigerlich Bewegung folgen, denn selbst lange erstarrtes Eis beginnt irgendwann wieder zu schmelzen.

Genauso wird auch nach dieser Pause unweigerlich wieder Neues kommen, das uns mobilisiert und die schlafenden Lebensgeister aus ihren Betten steigen und tanzen lässt.

Kategorien: WELTEN

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